Die Deutsche Cocktail Meisterschaft 2017

In Seminarraum Eins wird gerade rege über die Vorzüge eines niedrigen Bartresens diskutiert, während sich im Zimmer nebenan sonst flaschenerprobte Barkeeper-Finger an der Zubereitung eines gesunden Frühstücks üben und Chiasamen statt Zesten als Garnitur ihrer Schüssel-Kreationen verwenden. – Die diesjährige Deutsche Cocktail Meisterschaft bewies, dass ein Wettbewerb weit mehr sein kann, als das bloße, liquide Kräftemessen und der brettharte Konkurrenzkampf. Vielmehr wurde allen Gästen und den 25 Finalisten der 12 DBU-Sektionen vom 10. bis 12. September im Schlosshotel Fleesensee in Mecklenburg-Vorpommern ein so aufrührerisches wie tresentaugliches Seminarprogramm geboten, welches für liquide Inspiration und so manchen Blick über den Glasrand sorgte.

„Auf lange Frist möchten wir die DCM in einen Bartender Summit transformieren – ein Symposium mit branchenrelevanten Vorträgen, das für sich alleine steht und dem Austausch sowie der Weiterbildung dient“, so Mohammad Nazzal, der als Berater der DBU seit etwa drei Jahren für so manche Neuerung und den berühmten frischen Wind innerhalb des bereits 1909 gegründeten Berufsfachverbandes sorgt. Als verheißungsvollen Auftakt dieses erzieherisch wertvollen Zukunftsvorhabens, welches sich wohl am besten mit dem Credo „Wissen statt Wettkampf“ beschreiben lässt, konnte man dieses Jahr also an Workshops wie „Gesund und Leistungsfähig – hinter und abseits der Bar“ mit Robin Reynolds oder „Bararchitektur“ mit Sven Riebel teilnehmen und auf diese Weise nicht nur seine Kräfte am Shaker messen, sondern auch neue Idee sowie brettstarkes Wissen sammeln. „Wir haben uns gefragt, was die tatsächlichen Bedürfnisse der Bartender in ihrem Alltag sind und nach vielen Gesprächen mit Kollegen die Themen der diesjährigen Seminare festgelegt. Alle Teilnehmer sollen einen Mehrwert von der Veranstaltung haben und die Meisterschaft soll mehr sein als ein bloßer Wettbewerb“, so Nazzal zu den Überlegungen der DBU.

Die 33. deutsche Cocktailmeisterschaft: Seminare und Siegertreppchen
Mit diesem Ansatz, welcher im Hinblick auf den Weiterbildungsauftrags der Deutschen Barkeeper-Union äußerst stimmig und in Anbetracht der zunehmenden Zahl konkurrierender Cocktail Competitions durchaus vorausschauend ist, führt die DBU, von Nazzal beraten, letztlich den Grundgedanken der DCM weiter, denn schließlich soll der Deutsche Cocktailmeister keinesfalls nur einen guten Drink mixen können, sondern vielmehr ein so genannter 360-Grad-Barkeeper sein – ein brettberufenes Allroundtalent, das über ausgezeichnete Gastgeberqualitäten, kreative Ideen und das notwendige Handwerkszeug verfügt und zudem die Nachhaltigkeit sowie die Qualitätsbeständigkeit seiner Branche im Blick hat. Diese umfassenden Fähigkeiten fand die Jury letztlich in der Person des 28 Jahre jungen Paul Thompson aus der DBU-Sektion Nordrhein-Westfalen wieder. Der sympathische Bartender war bereits vor der Meisterschaft durch diverse Erstplatzierungen positiv aufgefallen – so ermixte sich Thompson bereits den Siegertitel der Juniorakademie, die Meisterschaft der Sektion NRW sowie die Titel Westdeutscher Meister und Rookie of the Year. Im Finale der DCM setzte sich der Barkeeper aus Köln gegen den zweitplatzierten Martin Kramer aus der Lutherstadt Wittenberg, die drittplatzierte Katja Schirmer aus Markkleeberg und Martin Rosch aus Zeulenroda durch, wobei nicht nur seine so eigenwillige wie auffallende Drinkkreation „Don’t call it Buttermilk“ überzeugte, sondern auch die Entertainer-Qualitäten und erfrischende Authentizität Thompsons stach angenehm heraus.

Um den vier Finalisten vor dem endgültigen Entscheid, welcher im festlichen Rahmen im Schlosshotel stattfand, nochmals einen letzten Schliff, seelischen Knuff und zusätzlichen Lern-Input zu geben, wurden die jungen Brett-Helden im Endspurt von erfahrenen Mentoren wie beispielsweise Andreas Till gecoacht und vorbereitet. Doch nicht nur den Teilnehmern hinterm Tresen, sondern auch den Juroren vor dem Brett wurde die Arbeit durch so manche, innovative Hilfeleistung erleichtert. So mussten bei der diesjährigen, 33. Cocktail Meisterschaft krakelige Notizzettel und knittrige Bewertungsbögen einer funkelnagelneuen Software weichen, welche die Jury durch ein ausgeklügeltes Punktesystem und verschiedene Bewertungsparameter bei der Fällung eines unabhängigen, gerechten Urteils unterstützte.

Die DBU auf neuen Wegen: Digitale Bewertungen und brettstarke Bücher
Neben dieser technischen Neuerung und dem nachhaltigen Seminarprogramm bewies die DBU durch ein weiteres Novum, dass sie sich ganz dem Ziel der Weiterbildung und der zunehmenden Professionalisierung des Bartenderberufs verschrieben hat – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, denn am Wettbewerbstag wurde das neue Lehrbuch „Das Barhandbuch für Einsteiger“ präsentiert, welches vom Fachverband speziell für Berufsschullehrer als Ausbildungsgrundlage entwickelt wurde und von nun an als voranbringendes Tool in der Berufsschularbeit dienen wird.

Neben all dieser wettkämpferischen und lehrreichen Programmpunkte blieb den Teilnehmern und geladenen Gästen – Größen der Szene wie Oliver von Carnap und Jörg Meyer sowie jungen Pionieren wie Konstantin Hennrich – glücklicherweise noch genug Zeit, um die Drinks am Abend und das umfangreiche Sportprogramm am Tage in vollen Zügen zu genießen und auf diese Weise Körper und Seele zu erfrischen und zu stärken.

Nicht nur der Sieger Paul Thompson verließ das idyllische Hotel Fleesensee also mit Ruhm-gefüllten Taschen, sondern auch die anderen Teilnehmer konnten mit neuem Wissen und innovativen Ideen im Gepäck an ihre heimatlichen Bretter zurückkehren. Man kann also definitiv gespannt sein, was man vom amtierenden Deutschen Cocktailmeister noch zu hören, beziehungsweise zu trinken bekommt und welche neuen Wege die DBU in den kommenden Monaten beschreiten wird.

www.dbuev.de

Mehr Informationen zum Hotel finden Sie hier: www.schlosshotel-fleesensee.com

Fotos von den Deutschen Cocktail Meisterschaften finden Sie in unserer Fotogalerie.