Großbritannien & Irland

Die Kultivierung von Eigenarten

Linksverkehr, Tee-Zeremonien und Gurken-Sandwichs, aber auch schwarzer Humor, grüne Weiden und grauer Nieselregen fallen einem spontan ein, geht es um das Vereinigte Königreich und Irland. Wie kaum eine andere Nation verkörpern die Briten und ihre Nachbarn jahrhundertealte Traditionen, verbunden mit einer stolzen Haltung sowie der Pflege kleiner Eigenarten. Und eine Trinkkultur, die weltprägend war.

 

Die Europäische Union ist eine tolle Idee – eine länderübergreifende Gemeinschaft, bei der zunächst die wirtschaftliche Zusammenarbeit im Fokus stand und die heute ihren Bewohnern unkomplizierte Grenzübergänge ermöglicht, die auf dieselben Grundrechte Wert legt, die die Möglichkeit bietet, unbürokratisch innerhalb der Grenzen den Arbeitsplatz zu wechseln – und die eine einheitliche Währung, den Euro, hat. So war es eigentlich gedacht.

 

Lediglich Großbritannien hatte sich (mit Dänemark) die Möglichkeit offengehalten, nicht an der Währungsunion teilzunehmen. Und auch der Linksverkehr wurde beibehalten. Damit blieb Großbritannien seiner Haltung zu Europa treu, die Insel verhielt sich bei vielen Entscheidungen eher abwartend. Das mag noch aus der Zeit des British Empire herrühren, immerhin war das Vereinigte Königreich vor gerade mal 100 Jahren noch das größte Kolonialreich der Geschichte und musste sich mit niemandem absprechen. Das Ganze gipfelt nun im Brexit, und wir verstehen: Das britische Volk ist eigen. War es schon immer. Und eben dieser Eigenheit verdankt der Rest der Welt viele Errungenschaften.

 

It’s teatime!

Whisky, Gin und Tee sind wohl die prominentesten „Trinkkulturen“, die sich auf den Inseln gebildet und ihren Weg in die ganze Welt gefunden haben. Eine große Verbreitung der englischen Sitten und Gepflogenheiten ergab sich natürlich durch die Kolonien, die England in Übersee gründete.

 

Seit dem 17. Jahrhundert importierte man beispielsweise Tee aus Asien in das Königreich. Damals war er nur den oberen Gesellschaftsschichten zugänglich – ihn zu genießen, war ein Statussymbol. Zu seiner Popularität trug auch bei, dass Queen Anne gern eine Tasse Tee zum Frühstück trank. Erste Teegärten wurden eröffnet: Hier nahm man den Tee im Freien zu sich, während Musik gespielt wurde und die Gäste tanzten. Das war die Geburtsstunde der Tanztees. Im 18. Jahrhundert war Großbritannien das Zentrum des europäischen Teehandels. Teetrinken wurde zum festen Bestandteil der Lebenskultur – seitdem wird das Heißgetränk auf vielfältige Art in den Tagesablauf integriert. So zelebriert man etwa eine gute Tasse Tee als Early Morning Tea noch vor dem Frühstück oder als Cream Tea mit Scones. Besonders durchgesetzt hat sich der klassische Afternoon Tea zwischen 15 und 17 Uhr – der Inbegriff britischer Tradition. In Londons wohl berühmtesten Kaufhaus Harrods kann man im alteingesessenen Restaurant The Georgian einen typischen Afternoon Tea genießen, bei dem Sandwiches, Teegebäck und Scones auf einer eleganten Etagere zu frisch aufgebrühtem, losem Blatttee serviert werden. Very british!

 

Von Pubs, Gin und Teppichen

Ebenfalls very british sind die über 50.000 Pubs im Lande, in denen man sich gern zum Feierabend-Bier trifft. Sie bestechen durch eine Besonderheit, die man so weder in Deutschland, Österreich noch der Schweiz finden würde – außer natürlich in einer eleganten Hotelbar: Sie sind oft mit einem Teppich ausgelegt. Eine merkwürdige Wahl, wenn man bedenkt, was in Pubs alles so auf dem Boden landet. Um das zu verstehen, muss man die Rolle der „Public Houses“ in der englischen Geschichte betrachten. Bevor es diese öffentlichen Häuser gab, versammelten sich die Menschen meist in Klöstern, denn hier brauten die Mönche traditionell Bier und servierten dies Reisenden und Städtern zur Erfrischung. 1536 ordnete Heinrich VIII. allerdings im Zuge der Englischen Reformation die Abschaffung des Mönchstums an, und so brauchten die Durstigen einen neuen Ort, an dem sie bei einem Drink ein Gespräch führen könnten. Das war der Startschuss für die Public Houses, kurz Pubs genannt. Es gab sie zwar bereits vor dem Erlass, aber nun stieg ihre Beliebtheit sprunghaft an.

 

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